Voice-flute (besser: Tenorblockflöte im Chorton, c’) in d’ nach Denner,

a=415 Hz, Buchsbaum mit Doppellöchern, barocke (englische) Griffweise.

Da das Original höher als in der Standard-Stimmung (a=415) ist, war es nötig, die Kopie etwas zu verlängern.

Die Flöte steht daher in der gleichen Stimmung wie eine Voice-flute und kann wie eine solche eingesetzt werden. Ihr Klang ist im Vergleich zu der Voice-flute von Bressan dennoch sehr hell und brilliant und im Gegensatz zu einer Tenorflöte beweglicher.



Johann Christoph Denner, Nürnberg (1655 – 1707)
Brandstempel: I C DENNER im Wimpel mit gerollten Enden

Von Johann Christoph existieren zwei Tenorblockflöten im Chorton ca. a=425 Hz: Eine in der Sammlung Brüggen, die andere im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Äußerlich sehr ähnlich, weichen sie im Bohrungsverlauf in interessanter Weise von einander ab: Die für Denner typische Bohrung hat das Nürnberger Instrument, d.h. leicht konisches Kopfstück mit stark konischem Mittel- und Fußstück.

Die Amsterdam’sche Flöte besitzt ein gegengebohrtes Kopfstück, d.h. der engste Punkt befindetsich im letzten Drittel der Bohrung. Das Mittelstück ist zum 6. Griffloch hin weiter als das Schwesterinstrument ebenso wie das Instrument insgesamt.

Beide Instrumente machen den Eindruck, als wäre die Bohrung nicht nach vorab festgelegtem Schema erstellt worden, sondern gewissermaßen empirisch entstanden. (Ganz sicher für eine bestimmte Kirche mit einer ganz speziellen Orgelstimmung. Unter Zeitdruck? Als Unikate oder Musterflöten, welche in der Form später nicht mehr weiter gebaut wurden? Dann wären sie wohl nicht mit Stempel versehen.) Auf jeden Fall ist diese Arbeitsweise ganz untypisch für die Denners.

So wie die Instrumente heutzutage erscheinen, besitzen sie Charakteristiken von Renaissance-Blockflöten: kein brillanter, sondern ein voller und warmer, etwas rauschiger Klang.

Johann Christoph wurde am 3. Aug. 1655 in Leipzig geboren und am 26. April 1707 in Nürnberg begraben. Seine Kindheit verbrachte er in Leipzig, wohin seine Eltern zwischen 1653 und 1654 gezogen waren. Mit ungefähr 11 Jahren zog er mit seiner Familie wiederum nach Nürnberg und lernte bei seinem Vater das Wildruf- und Horndreherhandwerk.
Bald nach seiner Gesellenzeit begann er 1680 Holzblasinstrumente zu bauen (vgl. die frühbarocke Sopran-Blockflöte). Seit 1694 nennt er sich „Flötenmacher“ und erhält , wie erwähnt , das “Meisterrecht” als Holzblasinstrumentenbauer.
Zwei seiner Söhne, Jakob (1681) und Johann David (1691) führen ihres Vaters Handwerk fort. Besonders Jakob wird ein gefeierter Holzblasinstrumentenmacher.
Johann Christoph ist zusammen mit Johann Schell wohl der erste in Deutschland, der die „französischen Instrumenta“ herstellt. Es ist sicher, dass damit Holzblasinstrumente (Oboen, Traversflöten und Blockflöten) mit der neuartigen, stark konischen Bohrung gemeint ist. Diese Neukonstruktion wird den Hotteterre’s zugeschrieben.
Schon 1694 liefert Johann Christoph an den Nürnberger Rat zwei „frantzesiche Fletten“ oder „Opera-Flöten“.
Johann Christoph gilt als einer der bedeutendsten Holzblasinstrumentenbauer des 18. Jahrhunderts. (Nikkel)

Lit.: Herbert Heyde „Historische Musikinstrumente im Bachhaus Eisenach, Eisenach 1976. 
Ekkehart Nikkel, „Der Holzblasinstrumentenbau in der Freien Reichsstadt Nürnberg“, München 1971, ISBN 3-87397-008-2
William Waterhouse, „The New Langwill Index“ London, 1993, ISBN 0-946113-04-1
Pillip T. Young , 4900 Historical Woodwind Instruments, London 1993